1. Fallbeispiel
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe Ihre Kontaktdaten von der Öffentlichen Rechtsauskunft – ÖRA bekommen mit dem Rat, dass ich mich bei Ihnen melden solle, weil Sie mir Unterstützung bieten können.
Ich leide unter Mobbing am Arbeitsplatz von mehreren Kollegen seit über einem Jahr, seit Anfang dieses Jahr hat dieses Mobbing zugenommen, wobei meine neue Teamleiterin sich diesen Kollegen angeschlossen hat.
Ich leide geistig und körperlich sehr stark unter dieser Situation.
Psychologisch: Ich leide an Depression, Schlafstörung, bin von Psychologen betreut, ich nehme sowohl Mittel gegen Depression als auch Schlafmedizin und trinke manchmal extra Alkohol, nur um schlafen zu können, bin 56 Jahre alt und habe in meinem Leben noch nie Alkohol getrunken bis vor einem Jahr, nachdem diese neue Teamleiterin bei uns begonnen hat.
Dazu nehme ich auch an telefonischer Psychologie-Unterstützung von meinem Unternehmen teil, ein fünfmaliges Angebot, bin gerade beim vierten Mal.
Körperlich leide ich manchmal an starkem Druck an meiner linken Schulter, der sich über meinen Oberarm zieht, manchmal habe ich plötzlich keine Kraft mehr, vor allem nach einer von solchen kränkenden Situationen, die sich immer wieder wiederholen.
Ich bitte um Rückmeldung und Mitteilung, in welcher Form Sie mir helfen können.
Meine Geschichte.
Ich bin Deutscher mit ausländischem Hintergrund, arbeite
bei meinem jetzigen Arbeitsgeber seit ca. 13 Jahren mit vor allem sprachlich anspruchsvollen Aspekten.
Ich habe ein tolles Zwischenzeugnis von meinem jetzigen Arbeitsgeber bekommen, das meine Verhältnisse (zu meinem Vorgesetzten sowie zu meinen Kollegen) und meine Leistungen in diesem Unternehmen (Produktivität und Qualität) betont und hochgeschätzt hat.
Seit Anfang dieses Jahres habe ich eine neue Teamleiterin, die als Studentin bei uns angefangen hat und von mir mit offenen Armen aufgenommen wurde, ich habe sie unterstützt, und mein bestes Wissen an sie weitergegeben, und zwar von ihrem ersten Arbeitstag an, als Studintin, als Angestellte sowie jetzt als Teamleiterin.
Diese Dame hat keine Vorerfahrung als Teamleiterin sowie hinsichtlich unserer Fachtätigkeiten.
Die Anerkennung meiner hohen Leistungen in der Firma (in den letzten 13 Jahren) hat um mich herum Unzufriedenheit bei meinen deutschen Arbeitskollegen verursacht, sie haben mich klar ausgeschlossen, einer mochte mir bei Umstellung unses Arbeitssystems nicht helfen, weil er dafür „nicht bezahlt“ ist, ein anderer antwortet respektlos auf meine Fragen, dazu gehört mich zu ignorieren, Augen-Drehung und sogar meinen ausländischen Akzent nachzumachen, der dritte lässt mich bei meinem Fehler hängen und schreibt eine böse Mail über meinen Fehler, kommt aber zu mir und verabschiedet sich nett, ohne mich auf meinen Fehler aufmerksam zu machen.
Solche Stimmung wurde von meinem ex Teamleiter sofort sachlich beendet, sodass keine Suppe hochkochen konnte.
Offensichtlich hat es nicht funktioniert und gegen mich sind viele offene Rechnungen bei meinem deutschen Kollegen übrig geblieben.
Nach Beginn ihrer Tätigkeit hat meine neue Teamleiterin ihr Verhältnis zu mir geändert, in dieser Zeit war meine Ausgrenzung von meinem deutschen Kollegen wieder sehr hoch.
Übrigens bin ich momentan der einzige Auslands-Deutsche in meinem Team.
Plötzlich hat meine Teamleiterin mich, meine Leistung und mein Verhalten auffällig unter die Lupe genommen.
Plötzlich war alles, was ich mache, vollkommen falsch.
Ich habe stets ihre Bemerkungen ernstgenommen und versucht, mich und meine Leistung anzupassen in der Hoffnung, dass sie ihr Verhalten zu mir ändert.
Meine Versuche blieben ohne Erfolg, meine neue Teamleiterin zufrieden zu machen, was ihre Kritik über meine Leistung angeht.
Aber mir war klar, dass alles, was ich mache, war für meine Teamleiterin falsch, und ich hätte es anders machen sollen. Ihr Verständnis für meine deutschen Kollegen hat zugenommen, die meine Tätigkeit im System sowie meine Arbeit stark beobachteten und meine Arbeit nach Fehlern untersuchten. Einmal im Juni 2024 bin zu einem Kollegen gegangen (dazu kommt die Teamleiterin) und habe ihn gefragt, wie wir wieder Freunde werden können, und er sagte arrogant, wir werden nicht wieder Freunde, er spreche im Namen von allen, dass meine Arbeitsweise unfair ist. Meine Teamleiterin stand dabei, hat alles gehört und nichts gesagt.
Danach war ich aufgrund des Mobbings krankgeschrieben. In meiner Abwesenheit hat meine Teamleiterin mit den Teammitgliedern über meine Fehler gelästert und meine Fehler groß gemacht. Meine polnische Kollegin hat meine Teamleiterin gefragt, warum sprichst du offen über die kleinen Fehler von ihm, wobei der Kollege X und der Kollege Y machen deutlich größere Fehler, die unser Unternehmen viel Geld kosten werden. Die Teamleiterin schweigt. Von höherer Position habe ich ähnliches indirekt gehört, auch dass von der Teamleiterin ständig versucht wurde, mir Abmahnungen zu verschaffen. Da wurde auch gesagt, warum nur er mit kleinen Fehlern, dafür gibt es keinen Grund, warum nicht X oder Y, deren Fehler sind deutlich groß und oft wiederholt und kosten uns viel Geld. Die Teamleiterin schweigt wieder.
Mit diesen Gründen bin zur Personalabteilung gegangen mit einem Ziel, dass ich wieder in Frieden arbeiten kann.
Ich habe das beste Wissen, die besten Arbeitserfahrungen, den besten Arbeitsplatz und bin mit Arbeitsmaterialien sehr gut ausgerüstet, mir fehlt nichts, um nach wie vor eine tolle Arbeit zu leisten, mir fehlt nur, dass die Teamleiterin aufhört, sich stets gegen mich einzusetzen.
Danke
2. Fallbeispiel
Guten Abend,
ich habe Ihre Adresse im Internet gefunden und möchte Sie wegen einer für mich extreme Mobbingsituation um Rat bitte. Ich hoffe, das ist ok und daß Sie die richtige Anlaufstelle sind. Ich würde mich jedenfalls über Rat sehr freuen.
Ich schildere mal die Situation (bitte entschuldigen Sie die Länge!):
Ich arbeite in einer Pharmafirma im Labor, auf einer neuen Stelle seit etwa über einem Jahr. Die Stelle läuft auf 3 Jahre, aber in der Firma bin ich entfristet.
Es handelt sich um eine sehr grosse Arbeitsgruppe, fast 30 Leute, Altersdurchschnitt bei vllt. 35 Jahren. Ich selbst bin 41 Jahre alt.
Mit meinem Vorgesetzten gab es nach ca. 5 Wochen schon eine etwas schlechte Stimmung. Ich war mir keiner Schuld bewusst….habe in grösseren Zeitabständen gern Vorschläge gebracht, wie wir Prozesse auf nicht zu aufwändige Weise robuster machen könnten. Immer diplomatisch, wenn möglich unter 4 Augen. Aber irgendwie war das….nicht erwünscht. Meine Ideen wurden zu 95% sofort abgeblockt, garnicht richtig zugehört.
Mir wurden immer mehr wirklich lächerliche Vorwürfe gemacht: Bei einem für mich zwar bekannten Versuch, aber mit neuem Equipment 4 mal kurz was nachgefragt — ich bin unselbstständig und bringe die versprochenen Kenntnisse nicht mit.
-Bloßstellen vor anderen.
-Kollegen beschweren sich über mich (wirklich fiese und nicht gerechtfertigte Punkte), gehen aber nicht zu mir damit. Chef führt keine klärenden Gespräche zu 3t durch, ich bekomme 100% der Schuld. Meine Stellungnahme interessiert ihn überhaupt nicht.
Hier noch einige Punkte:
-grundsätzlich werde ich mit engen und ständigen Absprachen, ausuferndes Negativität, Überforderung und extrem viel Kritik Dauer-drangsaliert. Weiter werden viele meiner Handlungen, wenn sie jemand aus dem Team beobachtet, sofort nach oben weitergeleitet. Ich stehe quasi unter Dauer-Beobachung (ohne paranoid klingen zu wollen!)
– Ich muss als Einziger in der Gruppe aus 30 Leuten einen stundengenauen Zeitplan für die kommende Woche machen und am Ende der Woche mit meinem Chef Soll/Ist abgleichen.
– In unserem Freitagtags 1-on-1 (das in dieser Regelmässigkeit sonst niemand aus der Gruppe hat) wirft er mir zu Beginn stets 7-8 diffuse Vorwürfe an den Kopf (Teamfähigkeit, Leistung, was andere über mich sagen….alles ist schlecht)…die Negativität zieht sich komplett durch das meist 1-stündige Gespräch
– Ich muss als Einziger wegen HomeOffice anfragen (?), andere sagen nur bescheid und machen
-Meine Aufgaben für 6 Wochen (sein Urlaub): unschaffbar, keine Unterstützung, 4-6 Mo nötig, ganz unpräzise. Im Nachhinein „runtergehandelt“, aber keine Unterstützung
-Extrem negatives HalbjahresGespräch, auch mit anwesendem BetriebsRat: „ist nicht für Entwicklungsaufgaben geeignet, Routine“ ,…an kleinem, nicht korrektem Beispiel wird „Zeitmanagement schlecht“ festgemacht etc
-Ereignis (versehentlich Unterordner in GMP-System eines Imagers angelegt): Beim gemeinsamen „Human Error“-Fragebogen ausfüllen: Drastische Formulierungen meiner beiden Kolleginnen, die mich als komplett incompliant darstellen, Einführung verlief zäh etc.
– Chef meint plötzlich: Vielleicht ist das dann gar kein Imager-Problem…sondern wir fokussieren und ab jetzt auf GMP- und Computersystem-Imcompliance und eskalieren das dann nach oben. Ich war komplett geschockt.
– Bzgl Formulierung meiner Sicht diese Ereignisses: Ich habe Widersprochen, dass meine „alten“, nicht gut durchdachten Formulierungen stehen bleiben sollen und habe sie überarbeitet. Chef wollte aber alte drinhaben (warum……?) , werde dann ins Büro „gelockt“ (raus auf dem Lab, wo andere mithören könnten), mit Zeugen (für ihn) im Raum, die mit Thematik nichts zu tun haben. Um 14 Uhr soll ich die alte Version abgeben! Ich widerspreche. Nochmal noch eindringlichere Aufforderung. Gespräch wird beendet. Ich gebe später meine Version ab.
– Abteilungsleiter (Head of XYZ Europe) kontrolliert nun meinen Stundenplan jeden Freitag für 45 min, …..will auch nicht gesehen werden (Treffen ohne Zeugen in Büro statt virtuell)
– Krasse Vorwürfe bzgl. Teamfähigkeit
– „Bedroht“ hat sich Kollegin vor mir gefühlt und so zu Protokoll gegeben (das ist eine richtig krasse Lüge. Bzgl. dass ich in auch nur der geringsten Form eine Bedrohung ausgestrahlt hätte)
– Bei meiner Qualifikation hätte ich „getäuscht“, man hätte viel mehr erwartet. …..Unsere Gruppe ist fachlich nicht gut aufgestellt (meine Meinung….ich lasse nirgendwo Überheblichkeit raushängen, sondern halte mich wirklich zurück)
– Mein (evtl auch falscher) Eindruck ist: Es wurde bewusst ein System von sich unterordnenden Ja-Sagern etabliert, die vom Chef zur Zuwendung dafür belohnt werden, ihm wichtige Infos (auch über andere, evtl (für ihn) unbequeme Mitarbeiter wie mich) zukommen zu lassen
– Ich falle nicht als Wichtigtuer auf, der andere korrigiert etc. Ich halte mich hier sehr zurück.
Ich bin bisher zum Betriebsrat gegangen, der mich schon unterstützt. Dieser war im Halbjahresgespräch dabei. Mein Chef hat trotzdem gnadenlos über mich gesprochen. Weiterhin habe ich vergangenen Freitag Kontakt mit unserer Compliance-Officer aufgenommen. Es ist nun eine „Meldung eingegangen“.
Dinge wie Mediation oder Konfliktcoaching haben meiner Meinung nach keinen Sinn, da es keinen Konflikt gibt, sondern er mich einfach auf welche Art auch immer loswerden möchte.
Nun meine Frage:
Ich habe die Sorge, dass ich mit der Beschwerde über Compliance etwas ins Rollen bringe, das ich nicht mehr aufhalten kann und mir evtl am Ende mehr schadet als hilft. Mein Vorgesetzter hat massive Unterstützung von allen Seiten, von seinem Vorgesetzten sowie fast allen seiner Mitarbeiter. Was soll ich am besten tun Ihrer Meinung nach?
Mein Chef ist ein Mensch, der mir Angst macht. Er ist gnadenlos, drangsaliert mich seit einem Jahr immer massiver ohne Skrupel,,…setzt alle Hebel in Bewegung, um zu erreichen, was er will, seine Macht und Stellung zu halten. Und dann komme ich daher. Welche Chance habe ich am Ende?
Es gibt weitere Ex-Mitarbeiterinnen, die stark unter ihm gelitten haben, eine davon würde zumindest mit zum Betriebsrat gehen. Aber ich habe nicht viel Unterstützung.
Am Ende stehe ich als Nicht-teamfähiger, aufsässiger Mitarbeiter da, der sich nicht einordnen kann und nicht die versprochene Leistung gebracht hat. Mein Chef wird alle möglichen Argumente finden, um mich „plattzumachen“. Mein desaströses Zwischenzeugnis habe ich angehängt.
Aber ich möchte nicht, dass er so etwas anderen Menschen später auch antut. Ich will, dass er empfindlich getroffen wird. Und sobald die Compliance-Beschwerde angelaufen ist, werde ich mich im Unternehmen umbewerben.
Aber kann ich noch etwas tun? Was muss ich beachten, um nicht unter die Räder zu kommen?
Und was sind die Kernpunkte, die ich ihm vorwerfen kann? Bossing, Ungleichbehandlung, ….
Ich bin dankbar für jeden Tipp 😊
Ich wünsche ein schönes Rest- WE oder einen guten Start in die Woche, je nachdem wann Sie meine Nachricht lesen.
Viele Grüße